Kaffee gehört neben Wasser und Tee zu den drei meist getrunkenen Getränken weltweit und ist aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Wer hat nicht schon einmal jemanden sagen gehört: „Ohne Kaffee am Morgen könnte ich nicht leben!” oder „Lass uns mal auf ‘nen Kaffee treffen.” Der letzte Satz kann der Beginn einer Freundschaft oder sogar einer neuen Liebe sein. Das war nicht immer so, denn gerade zu Beginn entfachte Kaffee hitzige Diskussionen und religiöse Führer bezeichneten das Getränk sogar als „Teufelswerk”. Wie aber wurde Kaffee trotzdem so beliebt und allgegenwärtig, besonders in Ländern wie Deutschland und Kanada, wo Kaffee gar nicht wächst und somit importiert werden muss? Und wie wird Kaffee überhaupt produziert und hat der steigende Kaffeekonsum Auswirkungen auf die Menschen in den Kaffee produzierenden Ländern? Dieser Artikel möchte einen Überblick geben und Informationen sowie Verbindungen verschiedener kaffeerelevanter Themen herstellen. Die einzelnen Kapitel des Artikels sind:

Kaffee in Kanada und Deutschland

Im Jahr 2015 hat statistisch jede*r Deutsche*r täglich 129,2 Liter Kaffee getrunken und Kanadier*innen sogar 152,1 Liter! Deshalb steht Kanada auf dem dritten Platz der Länder mit dem weltweit höchsten Kaffeekonsum (hinter den Niederlanden mit 260,4 Litern und Finnland mit 184,9 Litern). Die Gründe, warum Kanadier*innen so viel Kaffee trinken sind vielfältig, aber sicherlich trägt die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Kaffee stark dazu bei. Er ist praktisch an jeder Ecke zu kaufen. Die kanadische Fastfood-Kette Tim Hortons ist neben Fastfood auch für Kaffee und Gebäck bekannt und in Kanada kommt ein Tim Hortons Restaurant auf 9000 Kanadier*innen, hinzu kommen dann noch andere Ketten wie Starbucks, Blenz, Williams, Second Cup oder Waves Coffee. Erstaunlicherweise ist aber kein Kaffee produzierendes Land unter den Top 10 der Länder mit dem größten Kaffeekonsum, wie die nachfolgenden Grafiken verdeutlichen.

Testen Sie Ihr Wissen bevor Sie mehr über die Geschichte von Kaffee und seiner Herstellung lesen! Wie viel wissen Sie bereits über das koffeinhaltige Getränk? Die folgenden Kapitel nehmen die Fragen und Antworten wieder auf.

Wie viele Tassen Kaffee werden jeden Tag weltweit getrunken?

Ungefähr 2 Milliarden Tassen!

Wie viele Liter Wasser werden für die Herstellung einer Tasse Kaffee benötigt?

Ungefähr 140 Liter Wasser.

Woher kommt Kaffee ursprünglich?

Ursprungsland der Kaffeepflanze ist Äthiopien in Ostafrika.

In welchen US-Bundesstaaten wird Kaffee angebaut?

Kaffee wird in kleiner Menge nur in Hawaii und Kalifornien angebaut.

Geschichtlicher Kontext: Die Reise des Kaffees um die Welt

Die Region Kaffa in Äthiopien ist der Ursprungsort der Pflanze coffea arabica. Man vermutet, dass Menschen die Pflanze seit dem neunten Jahrhundert anbauen und ihre Bohnen zur Herstellung von Getränken nutzen. Doch schon lange vor dem Anbau der Pflanzen waren sie und ihre Früchte bekannt, allerdings wuchsen sie wild in Wäldern. In Äthiopien gibt es eine bekannte Geschichte, die davon handelt wie Kaffee entdeckt wurde.

Ein Ziegenhirte entdeckte Kaffee!?

„Ein Ziegenhirte namens Kalid, der um 850 n. Chr. lebte, entdeckte gemäß dieser Geschichte die Kaffeepflanze als er Ziegen hütete. Er beobachtete wie die Ziegen nach dem Fressen roter kleiner Früchte eines grünen Busches aufgeregt umher tänzelten und laut anfingen zu meckern. Neugierig probierte Kalid die Früchte und fühlte bald ein ausgeprägtes Hochgefühl. Schnell füllte er seine Taschen mit den roten Früchten und rannte nach Hause, um seine Entdeckung zu zeigen. Seine Frau schlug ihm vor, die Früchte zu den Mönchen eines nahegelegenen Klosters zu bringen, um ihre Meinung zu den komischen Früchten zu hören. Also machte Kalid sich auf den Weg zum Kloster und zeigte dem Prior seine Entdeckung. Dieser nahm die Früchte, rief „Teufelswerk!” und warf sie ins Feuer, um sie zu verbrennen. Innerhalb von Minuten füllte sich das Kloster mit einem starken Geruch nach gerösteten Bohnen, der die anderen Mönche anlockte. Vorsichtig nahmen sie die Bohnen aus dem Feuer und zermahlten sie, um sie von der Glut zu trennen. Daraufhin ordnete der Prior an, die zermahlenen Bohnen in einen Wasserkrug zu legen und sie mit heißem Wasser zu bedecken, um ihren herrlichen Geruch zu erhalten. In dieser Nacht blieben die Mönche wach, tranken das schwarze Gebräu und schworen, dieses Getränk nun jeden Tag zu trinken, damit sie während der langen nächtlichen Gebete wach blieben.”

Diese Geschichte stellt eine religiöse Zustimmung des dunklen Getränks dar, historisch gesehen ist es aber wahrscheinlicher, dass die Mönche bereits jahrhundertelang die roten Früchte zur Stimulation kauten bevor sie sie zu einem Getränk brauten. Es gibt Hinweise in äthiopischen Aufzeichnungen, dass äthiopische und sudanesische Händler, die vor mehr als 600 Jahren in den Jemen reisten, die Früchte kauten, um die lange und beschwerliche Reise gut zu überstehen. Auch Menschen aus Kaffa sowie Volksgruppen wie die Oromo kannten Kaffee bereits. Sie mischten Kaffeepulver mit Butter (Ghee) und nahmen das Gemisch als reichhaltige Nahrung zu sich. In Kaffa und Sidamo, der beiden Hauptanbauregionen von Kaffee in Äthiopien, ist diese Praxis nach wie vor verbreitet. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten die Menschen in Äthiopien eine ausgefeilte Kaffeezeremonie, die sich auch heute noch praktizieren und gerne auch für Gäste veranstalten.

Äthiopische Kaffeekanne

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Video über eine äthiopische Kaffeezeremonie

In Äthiopien gab es je nach Sprache unterschiedliche Bezeichnungen für gebrauten Kaffee. Auf Amharisch heißt das Getränk Bunna, auf Tigrinisch Bun, auf Oromo Buna und auf den Gurage Sprachen Kaffa. In Arabischen Dokumenten von ungefähr 900 n. Chr. wird ‘buna’, ein Getränk, das in Äthiopien getrunken wird, erwähnt. Dies ist einer der ersten Verweise auf äthiopischen Kaffee in gebrauter Form.

1454 besuchte der Mufti vom Jemen Abyssinien (das heutige Äthiopien) und sah dort seine Landsleute Kaffee trinken. Er war schwer beeindruckt von dem Getränk und seiner Wirkung. Als er auf seiner Rückreise in den Jemen krank wurde, ließ er Kaffee kommen und das Getränk linderte einige seiner Beschwerden. Durch seine Zustimmung wurde Kaffee zu einem beliebten Getränk unter den religiösen Führern des Jemen und sie begannen, Kaffee in religiösen Zeremonien zu verwenden. Sie waren es letztendlich auch, die den Kaffee nach Mekka (Saudi-Arabien) brachten.

Kaffee — Teufelszeug oder göttliches Geschenk?

In Mekka entwickelte sich Kaffee durch die Errichtung von Kaffeehäusern, genannt Kaveh Kanes, von einem religiösen Getränk zu einem trendigen sozialen Getränk. Zunächst waren diese Kaffeehäuser religiöse Treffpunkte, doch bald entwickelten sie sich zu sozialen Treffpunkten für Intellektuelle zum Austausch von Geschwätz, Gesang und zum Geschichtenerzählen. Als Kaffee immer beliebter wurde, entfachte er hitzige Diskussionen unter frommen Muslimen. Grund dafür war, dass das Fruchtfleisch der Bohne auch zur Herstellung von Alkohol verwendet werden kann – und der Koran verbietet den Konsum von Alkohol und anderen Rauschmitteln (interessanterweise ist das arabische Wort für Kaffee, Kahwah, auch eines der vielen Bezeichnungen für Wein). Einige Muslime sahen deshalb Kaffee selbst als Rauschmittel an, andere wiederum, die sich für den Genuss von Kaffee stark machten, argumentierten, dass Kaffee lediglich stimulierend wirkte, keinesfalls jedoch ein Rauschmittel war. Letztendlich ging die Auseinandersetzung in Mekka zu Gunsten des Kaffees aus und sein Konsum wurde gesellschaftlich akzeptiert.

Von der arabischen Halbinsel aus trat Kaffee seine Reise in den Osten sowie Westen an. Muslimische Händler führten 1505 das Getränk in Sri Lanka (damals Ceylon) ein und im 17. Jahrhundert nahmen muslimische Pilger es von Mekka in den Südwesten Indiens mit. 1517 hatte Kaffee Konstantinopel (das heutige Istanbul) erreicht, wo sich Kaffeehäuser zu Treffpunkten für Menschen mit radikalen politischen Ansichten und  Ideen entwickelten. Damaskus (Syrien) erreichte Kaffee 1530 und auch dort etablierte er sich im Leben der Menschen.

Venezianische Händler führten Kaffee 1615 in Europa ein, nur wenige Jahre nachdem Tee 1610 Europa erreicht hatte. Ein wiederholtes Mal entzündete Kaffee hitzige Diskussionen, dieses Mal in Italien. Einige Kleriker wollten Kaffee verbieten, genau wie ihre muslimischen Kollegen in Mekka, da sie es als Getränk des Teufels ansahen. Aber Papst Clemens VIII erfreute sich so sehr an Kaffee, dass er erklärte, Kaffee sollte getauft werden, um zu einem wahren christlichen Getränk zu werden.

Das erste Kaffeehaus in Venedig eröffnete 1683 und  im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts etablierten sich Kaffeehäuser überall in Europa. Da der Genuss des relativ günstigen und stimulierenden Getränks in freundschaftlicher Gesellschaft eine Neuheit darstellte, zogen die Kaffeehäuser immer mehr Menschen an. Diese soziale Gewohnheit, sich in Kaffeehäusern zu treffen, besteht nun schon seit über 400 Jahren.

Weil Kaffee immer beliebter wurde, stieg die Nachfrage und die europäischen Mächte begannen, miteinander in Wettstreit um die besten Plantagen in ihren Kolonien zu treten. Die Niederländer begannen 1658, Kaffee in großen Mengen in Sri Lanka anzubauen und 1699 brachten sie Kaffeepflanzen nach Java (Indonesien). 1718 führten sie Kaffee auch in Suriname ein und nur wenig später war er in Südamerika weit verbreitet. Heute ist Südamerika Zentrum des weltweiten Kaffeeanbaus. Kaffee ist eine typische Kolonialware, da sie nur in den Kolonien angebaut werden konnte, aber in den Ländern der Kolonialherren konsumiert wird. Die Kolonien dienten hier lediglich als Rohstofflieferanten für die Versorgung der Bevölkerung in Europa.

1878 schloss sich dann der Kreis als die Briten begannen, Kaffee in Kenia, einem Nachbarstaat von Äthiopien (und zu der Zeit britische Kolonie), anzubauen. Der Kaffee war „zurückgekehrt”. Heute zählen arabica  Kaffeebohnen aus Äthiopien nach wie vor zu den besten der Welt.

Diese dreiteilige PBS-Dokumentationsreihe deckt die Geschichte des Kaffees sowie viele weitere Aspekte ab und ist sehr zu empfehlen (alle drei Teile sind auf Englisch):

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Part one: The irresistible bean

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Part two: Gold in your cup

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Part three: The perfect cup

Arabica und Robusta

Es gibt eine groβe Vielfalt an Kaffeebohnen, doch wenn es um den weltweiten Kaffeekonsum geht, sind eigentlich nur zwei Bohnensorten von Interesse: Arabica und Robusta. Beide Sorten wachsen im sogenannten Kaffeegürtel nördlich und südlich des Äquators. Es gibt wichtige Unterschiede zwischen beiden Arten hinsichtlich der Anbaubedingungen, des Geschmacks und Preises.

Die Arabica Bohne braucht höher gelegene Anbauhöhen von 600 bis 2000 Meter und viel Feuchtigkeit, Sonne und Schatten. Obwohl Arabica weiter verbreitet ist als Robusta, ist diese Sorte wesentlich anspruchsvoller und anfälliger für Schädlinge und benötigt ein kühles subtropisches Klima. Arabica wird vor allem in Lateinamerika, im Osten Afrikas, Asien und der arabischen Halbinsel angebaut. Ihr Geschmack ist mild, weich und süβ.

Robustas Geschmack hingegen ist schärfer und stärker. Die Bohnen enthalten doppelt so viel Koffein und werden, im Vergleich zu Arabica, als Bohnen minderer Qualität angesehen. Dennoch gibt es auch Robusta Bohnen in hochwertiger Qualität, die wegen ihres hohen Koffeingehalts bevorzugt für Espressos verwendet werden. Der Anbau von Robusta ist einfacher, günstiger und die Kaffeepflanzen wachsen auch in flachen Gebieten auf Meeresspiegelhöhe und bis 800 Meter über dem Meeresspiegel. Die Pflanzen sind nicht so anfällig für Schädlinge und Wetterschwankungen. Zudem tragen sie mehr Früchte als Arabica. Weil der Anbau von Robusta günstiger und ertragreicher ist, wird Robusta oft von billigen Marken verwendet. Führende Produzenten von Robusta sind mehrere afrikanische Länder und Länder in Südostasien.

Von der Bohne zum Kaffee

Die Herstellung von einer Tasse Kaffee ist ein langwieriger Prozess und besteht im Grunde aus fünf Schritten (den Anbau nicht mitgerechnet). Die orangenen Überschriften zeigen an, wo dieser Produktionsschritt jeweils stattfindet – im Produktionsland oder im Land, in dem der Kaffee konsumiert wird. Natürlich handelt es sich bei dieser Einteilung um eine Generalisierung und Vereinfachung zur Veranschaulichung, die Realität ist wesentlich komplexer, denn es können mehr als zwei Länder am Prozess beteiligt sein, Bohnen werden vermischt und der globale Kaffeehandel ist sehr verflochten. Außerdem wird Kaffee auch in den produzierenden Ländern konsumiert, allerdings nicht in so großer Menge wie in den importierenden Ländern.

1. Ernte: „picking” oder „stripping”

Findet in den Kaffee produzierenden Ländern statt

Zuerst müssen die Kaffeekirschen, so heißen die roten Früchte, von den Bäumen geerntet werden. Es gibt zwei unterschiedliche Methoden der Ernte: die „picking-Methode” (pflücken) und die „stripping-Methode” (abziehen). Pflücken bedeutet, dass der/die Erntehelfer*in nur die roten, reifen Kirschen mit der Hand pflückt und die noch grünen Kirschen an der Pflanze lässt, damit sie weiter reifen können. Da diese müheselige Handarbeit (noch) nicht von Maschinen übernommen werden kann, ist das Abziehen der Kirschen heute gebräuchlicher. Im Gegensatz zum gezielten Pflücken der reifen Kirschen werden beim Abziehen alle Kirschen vom Erntehelfer bzw. von der Erntehelferin — oder einer Maschine – geernet, also auch die unreifen. Natürlich wirkt sich dies später auf den Geschmack des Kaffees aus, denn die unreifen Bohnen lassen den Kaffee ein wenig saurer schmecken. Aber da die Nachfrage nach Kaffee so groß ist und weiter steigt, spart das Abziehen Zeit und sichert den konstanten Nachschub.

2. Entfernung des Fruchtfleisches und Trocknung

Findet in den Kaffee produzierenden Ländern statt

Auch hier gibt es wieder zwei unterschiedliche Methoden, um das Fruchtfleisch von der Bohne zu entfernen. Dies kann entweder nass oder trocken vorgenommen werden.

Im Fall der nassen Methode wird das Fruchtfleisch direkt nach der Ernte entfernt. Dazu gibt es spezielle Mühlen, die das Fruchtfleisch so sanft entfernen, dass sie die Bohnen nicht beschädigen. Das entfernte Fruchtfleisch dient als Dünger für die Felder oder wird einfach entsorgt. Es gibt aber auch innovative Köpfe, die aus ihm neue Lebensmittel oder Getränke herstellen. Ein Beispiel dafür ist das Getränk Caté eines jungen Startups aus Hamburg. Die Gründer wollten etwas gegen die Verschwendung des Fruchtfleisches tun, und da dieses besonders viel Koffein (mehr sogar als die Kaffeebohnen!) enthält, entwickelten sie ein neues, stimulierendes Getränk. Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung des Fruchtfleisches in Hautpflegeprodukten, da es viele wichtige Vitamine und Antioxidantien enthält.

Wie dem auch sei, nachdem das Fruchtfleisch von den Bohnen entfernt wurde, verbleiben die Bohnen in einem Gärungsbehälter für 12-36 Stunden, um auch den schleimigen Rest des Fruchtfleisches zu entfernen. Falls die Bohnen zu lange in dem Behälter bleiben, kommt es zu einer Überfermentierung, was die Bohnen ungenießbar werden lässt. Dann werden die Bohnen erneut gewaschen, um die allerletzten Reste zu entfernen und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Bohnen, die nass weiterverarbeitet werden, tragen die Bezeichnung „gewaschen” oder „mild”.

Die andere Methode, die trockene Verarbeitung, funktioniert etwas anders. Direkt nach der Ernte trocknen die Kaffeekirschen für sechs bis acht Wochen in der Sonne auf speziellen Unterlagen. Sie müssen regelmäßig gewendet und bei Regen abgedeckt werden. Sobald die Bohnen beim Schütteln der getrockneten Kirschen rascheln, sind sie trocken genug und das Fruchtfleisch kann einfach entfernt werden. Solche trocken verarbeiteten Bohnen bekommen die Bezeichnung „sonnengetrocknet” oder „ungewaschen”.

Die grünen Kaffeebohnen

Die Kaffeebohnen werden in der Sonne getrocknet

3. Entfernung der Pergamenthaut und Verschiffung

Findet im Kaffee produzierenden Land statt

Nachdem die Bohnen in der Sonne getrocknet sind, muss die Pergamenthaut, eine dünne Schicht, die die Bohne bedeckt, entfernt werden. Danach werden die Bohnen gemäß ihrer Gröβe, Gewicht und Farbe sortiert, und in 60-70 kg-Säcke verpackt. Jetzt sind die Bohnen bereit für die Verschiffung.

4. Röstung

Findet im Kaffee konsumierenden Land statt

Die meisten Säcke erreichen in groβen Containern Europa und Nordamerika, die Regionen mit dem höchsten Kaffeekonsum und der Ort, wo die Bohnen geröstet werden. An der Börse verkaufen und kaufen Händler*innen die Bohnen und erreichen dann die Kaffeeröstereien. Eine dieser Röstereien ist Lloyd Caffee in Bremen. Dieses Unternehmen röstet Kaffee seit 1930 und verkauft den Kaffee in ganz Deutschland – per Paketversand! Für Interessierte bietet es Führungen durch den Betrieb an und Mitarbeiter*innen erklären dabei die Kaffeeverarbeitung. Während kleine Röstereien wie Lloyd Caffee die Bohnen für 20 Minuten röstet, brauchen größere industrielle Röstereien nur 70 Sekunden. Natürlich wirkt sich das auf die Qualität, aber auch den Preis aus. Nach der Röstung verkaufen die Röstereien den Kaffee an Supermärkte, Bars, Cafés und Restaurants, oder andere Kund*innen.

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Dieses Video gibt Ihnen einen guten Eindruck der Kaffeeröstung bei Lloyd Caffee

 

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In diesem Video können Sie nachverfolgen, wie viel Arbeit die Herstellung einer einzelnen Tasse Kaffee ist

 

5. Ihr Kaffee, Ihre Wahl

Findet im Kaffee konsumierenden Land statt

Sie entscheiden, wie Sie Ihren Kaffee genießen. Es gibt hunderte Arten, Kaffee zuzubereiten und Vorlieben unterscheiden sich. Es gibt interpersonale aber auch interkulturelle Unterschiede. Eine Umfrage von Tchibo, Brand Eins Wissen und Statista aus dem Jahr 2016 fragte 3000 Kaffetrinker*innen aus Deutschland, der Schweiz, Polen, Tschechien und Österreich, wie sie ihren Kaffee am liebsten trinken. Mehrere Antworten waren möglich. Anscheinend trinken die gefragten Deutschen sehr gerne Filterkaffee (65,7% der Befragten), während die anderen Befragten aus Österreich (29,9%), Polen (27,6%), Tschechien (19,4%) und besonders diejenigen aus der Schweiz (14,4%) nur unregelmäβig Filterkaffee trinken.

Cappuccino hingegen scheint beliebter zu sein: in Österreich gaben 46,8%, in Deutschland 41,8%, in der Schweiz 31,7%, in Polen und Tschechien 31,4% an, regelmäβig Cappuccino zu trinken. 61,3% der Befragten aus Tschechien und 47,5% aus Polen genieβen außerdem regelmäβig Instant Kaffee.

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Es gibt auch viele unterschiedliche Arten, Lattes (Kaffee mit Milch) zu machen, und weltweit existieren hunderte unterschiedlicher Rezepte. Wenn Sie etwas Abwechslung in Ihren Kaffeegenuss bringen möchten, ist das Video ‘coffee around the world’ (in Englisch) auf YouTube sicherlich eine gute Inspirationsquelle.

Gewinne entlang der Wertschöpfungskette

Wie oben schon erwähnt, finden die einzelnen Schritte in der Produktion von Kaffee in unterschiedlichen Ländern statt. Grob kann man diese Länder in Kaffee produzierende und Kaffee konsumierende Länder einteilen (siehe orangene Unterüberschriften im vorherigen Kapitel). Da die Produktion der Kaffeebohnen sehr arbeitsintensiv ist (Anbau, Ernte und erste Verarbeitungsprozesse), findet sie meistens in Ländern mit einem großen Angebot an billigen Arbeitskräften statt (früher auch „Entwicklungsländer” genannt).  Röstung und Vermarktung andererseits sind kapitalintensiv und finden deshalb normalerweise in Ländern mit ausreichend Kapital statt (früher auch „Industrieländer” genannt).

Um zu verstehen, wer entlang der Wertschöpfungskette Gewinne macht, ist es wichtig, sich anzuschauen, wo und wer die Kaffeebohnen produziert und weiterverarbeitet. Das Konzept der Wertschöpfungskette entwickelte der Ökonom Michael E. Porter. Es beschreibt alle Aktivitäten von der Konzeption bis zur Auslieferung, die ausgeführt werden müssen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung herzustellen. Dies beinhaltet Design, Produktion, Marketing und Verteilung. Die Wertschöpfungskette beginnt mit den Rohmaterialien für das Produkt und allen weiteren Materialen, die hinzugefügt werden, bevor es als Endprodukt an den Kunden bzw. die Kundin verkauft wird. Je mehr Produktionsschritte es in einer Wertschöpfungskette gibt, desto mehr Wert wird dem Produkt hinzugefügt. Deshalb sind die Preise für verarbeitete Produkte immer höher als für die Rohmaterialien und die Gewinnspanne bei verarbeiteten Produkten ist auch wesentlich höher.

Die Wertschöpfungskette von Kaffee besteht aus vier Hauptphasen: Anbau, Verarbeitung, Röstung und Konsum. Die folgende Grafik (in Englisch) stellt die Wertschöpfungskette von Kaffee dar, wobei manche Phasen zusammen gefasst sind (Anbau und Verarbeitung als Phase eins; Röstung und Verpackung als Phase zwei; Konsum als Phase drei). Man kann die Phasen unterschiedlich darstellen. Im Folgenden werden die Phasen Anbau, Verarbeitung, Röstung und Konsum näher beschrieben.

Anbau

Am Anfang des Prozesses steht die Kaffeekirsche, die am Kaffeebaum wächst. Nach der Anpflanzung beginnt der Kaffeebaum nach drei oder vier Jahren zu blühen und trägt nach fünf Jahren die ersten Kaffeekirschen. Aus diesem Grund machen Kaffeebauern bzw. -bäuerinnen in den ersten Jahren des Anbaus noch keinen Gewinn. Auch wenn der Anbau und Verkauf von Kaffeebohnen langfristig profitabler ist als der Anbau und Verkauf anderer Pflanzen, können Kleinbauern und -bäuerinnen oft nicht anfangen Kaffee anzubauen, wenn sie nicht über ausreichende Mittel zur Überbrückung der ertragslosen Zeit verfügen.

Wie dem auch sei, eine Kaffeepflanze kann zwischen vier und acht Kilogramm Kirschen produzieren, von denen man ein bis zwei Kilo gerösteten Kaffee herstellen kann. Ein guter Kaffeepflücker bzw. eine gute Kaffeepflückerin kann bis zu 65 kg Kaffeekirschen am Tag ernten. Dabei sind Kaffeepflücker*innen, Arbeitsmigrant*innen, und Bauern bzw. Bäuerinnen in der Wertschöpfungskette von Kaffee die schwächsten und gefährdetsten Glieder in der Kaffeeproduktion. Sie leiden oft unter schlechten Arbeits- und Wohnverhältnissen, sind direkt von Preisschwankungen betroffen und Kinderarbeit ist gerade während der Erntezeit verbreitet.

Auf verschiedenen Kaffeeplantagen in Zentralamerika leben Arbeitsmigrant*innen mit ihren Familien oft während der Erntezeit auf den Plantagen. Die Wohnverhältnisse sind dort prekär, denn 40 bis 60 Arbeiter*innen müssen in einem großen Raum mit Charme eines Warenhauses ohne Privatsphäre wohnen. Toiletten sind vielfach nicht in ausreichender Menge vorhanden, manchmal gibt es überhaupt keine, und die Arbeiter*innen sind dann gezwungen, ihre Notdurft auf den Plantagen zu verrichten. Hinzu kommt, dass die Arbeitsbedingungen auf den Kaffeeplantagen oft unsicher sind, da die Arbeiter*innen nicht mit schützender Arbeitskleidung ausgestattet werden. Auf Plantagen mit giftigen Schlangen und Spinnen ist dies gefährlich und kann sogar lebensbedrohlich sein. Ohne richtiges Training und Schutzkleidung stellt der Einsatz chemischer Pestizide darüber hinaus für die Arbeiter*innen ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Bei manchen Arbeitgeber*innen müssen die Arbeiter*innen sogar eigene Arbeitsmaterialien wie Gummistiefel oder Macheten selbst mitbringen, was natürlich eine zusätzliche finanzielle Belastung ist.

In vielen Ländern können sich Arbeiter*innen nicht auf einen unterzeichneten Arbeitsvertrag berufen, um ausstehende Lohnzahlungen einzufordern. Das hilft Arbeitgeber*innen, ihre Arbeitskräfte auszubeuten. Darüber hinaus stellen niedrige Löhne für die harte Arbeit ein großes Problem dar. Während der Erntezeit werden die Kaffeepflücker*innen nach Gewicht der gepflückten Kaffeekirschen bezahlt. In Ländern wie Nicaragua verdienen Kaffeepflücker*innen durchschnittlich zwei bis drei US-Dollar am Tag, was zu wenig ist, um ihre Familien zu ernähren. Wenn die Weltmarktpreise für Kaffeebohnen sinken, wirkt sich das direkt auf die Löhne der Arbeiter*innen und den Gewinn der Kaffeebauern bzw. -bäuerinnen aus, denn diese sinken mit. Während der letzten Jahrzehnte unterlagen die Preise für Rohkaffee starken Schwankungen und in den Jahren 2001 und 2002 sanken die Preise so stark, dass sie nicht einmal die Produktionskosten deckten. Diese Zeit wird oft als Kaffeekrise bezeichnet, denn um die 125 Millionen Menschen verdienen weltweit ihren Lebensunterhalt in der Kaffeeproduktion und Hunderttausende verloren damals ihr Einkommen.

Ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage von Kaffee war damals der Grund für die Krise. Die Gesamtproduktion von Kaffee lag 2001-02 bei 113 Millionen 60-kg Kaffeesäcken, während die Nachfrage bzw. der Verbrauch nur bei knapp über 106 Millionen Säcken lag, und noch 40 Millionen Säcke weltweit eingelagert waren. Ein Grund für dieses Ungleichgewicht war, dass Brasilien und Vietnam, die heute die größten Kaffeeexporteure sind, auf Anraten internationaler Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ihre Kaffeeproduktion und ihren Kaffeeexport massiv erhöht haben. Diese Institutionen boten Entwicklungsländern damals Kredite an, um die Produktion und Export von Kaffee zu erhöhen und rieten den armen Kaffee produzierenden Ländern, ihren Handel zu liberalisieren und Wirtschaftswachstum durch erhöhten Export zu erreichen. In der Konsequenz führte dies dazu, dass der Kaffeemarkt von einem relativ gesteuerten Markt, in dem die Regierungen eine wichtige Rolle unter anderem bei der Preisgestaltung spielten, zu einem freien Markt umgewandelt wurde. Nun setzte der Markt die Preise für Kaffee gemäß des Angebots und der Nachfrage selbst fest, ohne die anfallenden Produktionskosten der Kaffeebauern und -bäuerinnen in Betracht zu ziehen. Heute sind mehrere Länder stark vom Kaffeeexport abhängig, besonders Uganda, Burundi, Ruanda und El Salvador. Fallende Kaffeepreise haben dadurch starke Auswirkungen auf die Wirtschaft dieser Länder.

Für den Anbau von Kaffee werden Wasser, Düngemittel, Pestizide, Benzin, Land und Arbeitskraft gebraucht. Anfallende Abfälle und Wasserverschmutzung können starke Auswirkungen auf die Umwelt haben, besonders in wasserarmen Regionen.

Verarbeitung

Sobald die Kaffeekirschen geerntet sind, werden sie zu speziellen Kaffeemühlen für die Weiterverarbeitung gebracht. Die Transportkosten hängen dabei stark von der Entfernung zwischen Kaffeeplantage und Mühle ab. Gerade für Kleinbauern und -bäuerinnen mit entlegenen Kaffeefeldern in den Bergen können die Transportkosten zum Problem werden. Sind die Preise für Kaffeebohnen sehr niedrig, können allein diese Kosten zu einem hohen Verlust führen.

Wie oben bereits beschrieben, gibt es zwei Methoden, die Kaffeekirschen zu verarbeiten: Die trockene und die nasse Methode. Die nasse Methode ist kapitalintensiv, da sie mehr Zeit sowie Arbeitskraft in Anspruch nimmt und viel Wasser benötigt. Deshalb bevorzugen Besitzer*innen kleiner und mittlerer Plantagen in wasserarmen und wärmeren Gegenden die trockene Methode, bei der sie die Kirschen per Hand säubern, sortieren und dann zum Trocknen in die Sonne legen.

In dieser Phase wird das Rohprodukt Kaffeekirschen, Wasser (für die nasse Methode) sowie Benzin für den Betrieb der Maschinen und Energie für den Transport benötigt. Natürlich müssen darüber hinaus auch die Arbeiter*innen bezahlt werden. Nach dieser Phase erhält man grüne, getrocknete Kaffeebohnen sowie das übrig gebliebene Fruchtfleisch der Kaffeekirschen, das meistens weggeworfen wird. Die grünen Bohnen werden nun bewertet, verpackt und in die Kaffee konsumierenden Länder exportiert, wo Röstung und Vermarktung stattfinden.

Röstung

Das Rösten findet normalerweise in den Kaffee verarbeitenden Unternehmen oder Kaffeehäusern in den Kaffee konsumierenden Ländern statt. Diese Unternehmen kaufen die rohen Kaffeebohnen für wenig Geld von den Produzent*innen. Manchmal deckt dieser Preis nicht einmal die Produktionskosten, was enorme Verluste für die Produzent*innen bedeutet. Grund ist, dass das weltweite Angebot an Kaffee die Nachfrage übersteigt und somit die Preise niedrig sind. Anders ist dies bei großen Kaffeeplantagenbesitzer*innen, die niedrige Preise durch Massenproduktion ausgleichen können, und/oder auch wenn Kaffeeröstereien eigene Kaffeeplantagen besitzen. Sobald die Kaffeebohnen geröstet, verpackt und mit Markennamen versehen sind, können sie mit hohem Gewinn verkauft werden.

Konsum

Nespresso ist Experte für den Verkauf teuren Kaffees. Während auf dem Weltmarkt ein Kilogramm Kaffee um die 2,70€ (November 2018) kostet, müssen Kund*innen für ein Kilo Nespresso Kaffee umgerechnet 60€ bezahlen. Die Gewinnspanne des Unternehmens Nespresso, welches Teil der Nestlé Gruppe ist, ist gewaltig. Die folgende Grafik zeigt, wie sich der Preis einer Nespresso Kapsel mit einem Verkaufspreis von 0,35€ zusammensetzt. Nespresso selbst hat diese Zahlen nicht veröffentlicht; es handelt sich um Schätzzahlen von Marktexperten, die im Auftrag der Zeitschrift Stern die einzelnen Ausgaben geschätzt haben. Möglich ist dies, da bestimmte Ausgaben wie Preise für Rohkaffee und anfallende Steuerabgaben veröffentlicht sind. Die Zahlen sind von Dezember 2014, können heute also abweichen. Leider ist es schwierig, solche Zahlen überhaupt zu finden.

Die Grafik verdeutlicht, dass der Gewinn für Nespresso 31% des Endpreises einer Kaffeekapsel beträgt. Das ist ein hoher Prozentsatz, besonders wenn man diese Zahl mit den Ausgaben für Rohkaffee, die nur 9% des Endpreises ausmachen, vergleicht. Darüber hinaus zeigen die Farben der Grafik, wo diese Ausgaben größtenteils zu entrichten sind, entweder in den Kaffee produzierenden Ländern (blau), den Kaffee konsumierenden Ländern (rot), oder in beiden (rot-blau). Das bedeutet, dass die meisten Ausgaben innerhalb der Wertschöpfungskette in den Ökonomien Kaffee konsumierender Länder anfallen und ausgegeben werden. Natürlich hat dies direkte Auswirkungen auf die Löhne, das Angebot von Arbeitsplätzen, und den allgemeinen Zugang zu Geld und Krediten.

Aber warum sind Kund*innen bereit, so viel Geld für Nespresso Kaffeekapseln auszugeben? Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, aber der vielleicht wichtigste Grund ist, dass Nespresso es geschafft hat, ein Gefühl der Exklusivität zu schaffen. Als Nespresso-Kaffeegenießer*in hat man das Gefühl, einer ausgewählten Gemeinschaft anzugehören, die sich das teure Vergnügen leisten kann und den gleichen Lebensstil wie George Clooney und anderen Hollywoodstars zu führen — zumindest was den Kaffeekonsum angeht. Die Wirklichkeit sieht etwas schäbiger aus, denn diese Kapseln werden aus Aluminum hergestellt, dessen Produktion viel Energie und Ressourcen verschlingt, und in den Abbauländern zu großen Umweltschäden führt. Der Abfall, der durch das Benutzen der Kapseln anfällt, ist enorm, besonders weil die Kapseln kaum recycelt werden.

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Nespresso Werbung

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Video über Aluminiumkapseln und Umweltverschmutzung (Englisch)

Nespresso war das erste Unternehmen, das Kaffeekapseln verkaufte, doch heute tun dies viele weitere Unternehmen. Die meisten dieser Kaffeekapseln sind aus Aluminium oder Plastik. Immer mehr Menschen bevorzugen diese Art des Kaffeemachens gegenüber den konventionellen Kaffeemaschinen, weil sie bequemer ist. In Zeiten der ansteigenden Umweltverschmutzung und -zerstörung sollte man sich jedoch die Frage stellen, ob solche „bequemen” und viel Müll produzierenden Systeme überhaupt ethisch vertretbar sind, besonders wenn die Kapseln nur sehr vereinzelt recycelt werden. Aber auf diese Frage muss jede*r einzelne Konsument*in selbst eine Antwort finden.

Fairer Handel und Kaffee

Eines der größten Probleme für Kaffeebauern und -bäuerinnen ist, dass die meisten Gewinne innerhalb der Wertschöpfungskette in den Kaffee konsumierenden Ländern gemacht werden. Das Konzept des „Fairen Handel (auch Fair Trade)” soll hier Abhilfe schaffen und einen Teil der Gewinne in die produzierenden Länder verlagern, sodass der Handel insgesamt fairer wird und auch die Produzent*innen ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Außerdem stärkt der Faire Handel Produzent*innen und ihre Gemeinschaften durch die Bereitstellung von Ressourcen, Ausbildungsmöglichkeiten und wichtigen Geschäftsbeziehungen. Fair gehandelte Produkte müssen gemäß den folgenden Prinzipien produziert und gehandelt werden:

  1. Die Produzent*innen bekommen für ihr Produkt einen fairen Preis, der die Kosten der Produktion deckt und einen angemessenen und menschenwürdigen Lebensstandard für die Arbeiter*innen sichert.
  2. Produzentenzusammenschlüsse sorgen für hohe Arbeitsstandards, Nachhaltigkeit und Respekt gegenüber der kulturellen Identität.
  3. Produzent*innen bekommen zuzüglich eine Prämie, die die Geschäftsentwicklung und Gemeinschaftsinitiativen, wie den verbesserten Zugang zu Bildung und Gesundheit, unterstützt
  4. Produzent*innen, Verbraucher*innen und Unternehmen etablieren starke Beziehungen, welche Ineffizienzen abbauen und direkteren Kontakt zwischen den Teilnehmenden fördern.
  5. Produzent*innen haben Zugang zu Krediten, Märkten, Ressourcen, und Branchen Know-How.

Quelle: fairtradevancouver.ca

Eine detailliertere Liste der internationalen Fair Trade Standards mit weiteren Ausführungen gibt es hier: fairtrade.net

Internationales Fair Trade Siegel

Es gibt viele verschiedene Siegel, die anzeigen ob ein Proukt unter fairen Bedingungen produziert und gehandelt wurde. Das wohl am bekanntesten ist das internationale Fair Trade Siegel, welches die Silhouette eines Menschen in schwarz vor blauem und grünen Hintergrund zeigt. Produkte mit diesem Siegel verkaufen die Weltläden, aber mittlerweile auch viele Supermärkte und Supermarktketten, Tendenz steigend. Es lohnt sich, mal nach diesem Siegel Ausschau zu halten. Wenn Sie mehr über die verschiedenen Siegel und Zertifizierungen erfahren möchten, schauen Sie auf der Website der GEPA vorbei, denn auf dieser befindet sich eine Liste mit den wichtigsten Fair Trade Siegeln in Deutschland: gepa.de. Darüber hinaus hat die Website Utopia.de eine Liste mit fair gehandelten und ökologisch angebauten Kaffees veröffentlicht, die einem wirklich einen guten Überblick verschafft: Bestenliste Bio-Kaffee und Fair-Trade-Kaffee.

Kaffee, Wasser und der Klimawandel

Menschliche Aktivitäten verbrauchen und verschmutzen viel Wasser, sei es fürs Kochen, Waschen, Putzen und Reinigen, aber auch für die Produktion von Waren und Dienstleistungen. Auch wenn die Landwirtschaft weltweit für den größten Wasserverbrauch verantwortlich ist, verbrauchen auch der industrielle und private Sektor sehr viel Wasser.  Um genau bestimmen zu können, wie viel Wasser bei der Produktion eines bestimmten Produkts verbraucht wird, hat der Geograph John Anthony Allan 1993 das Konzept des „virtuellen Wassers” entwickelt. Dieses ist definiert als die Menge an Wasser, welche für die Produktion eines Produkts oder einer Dienstleistung benötigt wird. Bei der Herstellung der meisten Produkte ist der Wasserverbrauch in den Ländern, wo das Produkt hergestellt wird, am höchsten, und nicht etwa in den Ländern, wo das Produkt letztendlich konsumiert wird. Das Wasser, welches für die Herstellung von Exportgütern verwendet wurde, kann also nicht mehr in der heimischen Wirtschaft verwendet werden, was zu Wassermangel in den Produktionsländern führen kann. Damit man einschätzen kann, wie viel Wasser eine Bevölkerung oder ein Land verbraucht, kann man mit Hilfe des gemessenen virtuellen Wassers einen „Wasserfußabdruck” erstellen. Bei der Erstellung eines Fußabdrucks für ein Land müssen die Mengen an virtuellem Wasser, die das Land verlassen und betreten, beziffert werden.

Eine einzige Tasse Kaffee verbraucht ungefähr 140 Liter Wasser für Anbau, Produktion, Verpackung und Verschiffung der Bohnen. Dieses Wasser steht in den Anbauländern dann nicht mehr zur Verfügung. Durch den voranschreitenden Klimawandel wird Wasser zu einer immer knapper werdenden Ressource — und das sogar in regenreichen Gebieten. Weitere Informationen zum virtuellen Wasser und dem Wasserfußabdruck finden Sie in folgenden Dokumenten (beide auf Englisch): The water footprint assessment manual — setting the global standard, und Water footprints of nations — Volume 1: Main Report.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen), ein international anerkannter Zusammenschluss von Wissenschaftlern, gibt in seinem Bericht an, dass die Gebiete, in denen Kaffee angebaut werden kann, bis 2050 stark zurückgehen werden, wenn die Temperaturen um 2.0-2.5 °C steigen. In Brasilien, dem weltweit größten Produzenten von Kaffeebohnen, werden die geeigneten Kaffeeanbaugebiete in den Hauptanbaustaaten Minas Gerais und São Paulo um Zweidrittel sinken, in anderen Regionen wird der Anbau von Kaffee bei einem Temperaturanstieg von 3 °C gar nicht mehr möglich sein.

Höhere Temperaturen führen nicht nur zu Wassermangel, Dürren und einem allgemein wärmeren Klima, sondern sie erleichtern auch die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten. Vor dem Jahr 2000 war der Kaffeekirschenkäfer, ein Schädling, der wärmere Temperaturen in flachen Gebieten bevorzug, in Äthiopien, Uganda oder Ruanda vollkommen unbekannt. Seit dem die Temperaturen jedoch gestiegen sind, wanderten die Käfer auch in Kaffeeplantagen in höher gelegenen Gebieten und verursachen jährlich einen Schaden von 500 Millionen USD. Bei noch wärmeren Temperaturen richten sie vermutlich noch mehr Schaden an, besonders Dank erhöhter Vermehrungsrate.

Das heißt also, dass das allgemeine Angebot und die Qualität von Kaffeebohnen abnehmen wird, während die Nachfrage nach Kaffee jedes Jahr weiter steigt. Dies führt zu Landkonflikten, weil die Kaffeeplantagen in andere Gebiete verlegt oder neue Anbaugebiete erschlossen werden müssen. In einigen Regionen kollidieren bereits die Interessen von (Klein-) Bauern und -bäuerinnen mit den Interessen globaler Großunternehmen. 2001 beispielsweise vertrieb das Militär 4000 Menschen von ihrem Land in Mubende (Uganda) und ließ sie obdachlos zurück. Die Soldaten zerstörten Häuser, Felder und die Lebensmittelversorgung in vier Dörfern, und sie waren sogar für den Tod mehrerer Einwohner verantwortlich. All dies geschah, weil die Hamburger Neumann-Gruppe, einer der weltweit führenden Kaffeehändler, mehr Land für neue Kaffeeplantagen benötigte. Die Deutsche Welle hat über diesen Fall einen Dokumentarfilm gedreht.

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The Mubende coffee plantations and the bitter taste of eviction, von Michael Enger (auf Englisch, 2016)

Die Verbindung zwischen Landkonflikten und Flüchtlingen

Landkonflikte sind nicht auf Uganda beschränkt. Seit einigen Jahren zwingen solche Landkonflikte in Äthiopien Menschen zur Flucht. Einige von ihnen versuchen, nach Europa zu kommen, um dort ein neues Leben anzufangen. Wie bereits erwähnt ist Äthiopien das Herkunftsland der Kaffeepflanze und verfügt über eine große genetische Vielfalt an Kaffeepflanzen und fruchtbarem Land mit perfekten Anbaubedingungen für Kaffee. Einige der besten Kaffeebohnen kommen aus Äthiopien und deshalb haben große Investoren ein ausgeprägtes Interesse an dem Land. Die mit 22.000 Hektar weltweit größte Kaffeeplantage befindet sich in dem ostafrikanischen Land. Sie ist in Besitz eines großen saudi-arabischen Investors. Doch nicht alle Landflächen, die von eine*m Investor*in gekauft werden, werden auch für den Anbau benutzt; manches Land liegt einfach brach und dient als Spekulationsobjekt.

Ein schwerwiegendes Problem für Kleinbauern und -bäuerinnen in Äthiopien ist, dass sie meistens seit Jahrzehnten auf dem Land gelebt und ihre Felder bestellt haben, aber niemals ein offizielles Dokument bekommen haben, welches ihnen den Besitz des Landes bestätigt. Das war früher kein Problem, da der Staat dieses Gewohnheitsrecht anerkannte und den Kleinbauern und -bäuerinnen Zugang zu Wäldern und Landbesitz zugestand. Nun werden diese Kleinbauern und -bäuerinnen jedoch von ihrem Land vertrieben, weil sie das Land offiziell nicht besitzen würden. Die äthiopische Regierung behauptet, dass sie das ganze Land besitzt und deshalb auch entscheiden kann, was damit gemacht wird. Dadurch ignoriert sie die jahrzehntelange Praxis des Gewohnheitsrechts. Das ist nicht nur ein Problem in Äthiopien, sondern in allen Teilen der Welt, in denen verschriftlichte Verträge und Besitztitel in der Vergangenheit nicht üblich waren. In den meisten Fällen sind Kleinbauern und -bäuerinnen sowie arme Menschen Opfer dieser Politik, da sie sich meistens (rechtlich) nicht wehren können.

Viele Regionen im Süden und Südwesten von Äthiopien hängen von der Kaffeeproduktion ab und somit schrumpft das verfügbare Land für Kleinbauern und -bäuerinnen. Mehr als ein Viertel der 100 Millionen Einwohner Äthiopiens sind vom Kaffeeanbau abhängig. In diesen und anderen Regionen des Landes entzündete sich der Zorn über die Landnahme (auch Landgrabbing genannt) und unfaire Kompensationen in Protesten, die die Landesregierung dazu veranlasste, den Notstand auszurufen und letztendlich einen neuen Premierminister, Abiy Ahmed, zu ernennen. Dennoch werden Menschen, die an den Protesten teilnahmen, nach wie vor eingesperrt und misshandelt.

Hier eine persönliche Anmerkung von mir:

Als ich in Nürnberg lebte, freundete ich mich mit einer Familie an, die aus Äthiopien fliehen musste. Sie kamen aus einer Gegend in der Nähe der Stadt Jimma im Südwesten Äthiopiens, der Wiege des Kaffees. Ihr Land und ihre Kaffeeplantagen wurden ihnen weggenommen und der Ehemann sowie seine Freunde wurden wegen ihrer Proteste eingesperrt. Nachdem er sich befreien konnte, floh er mit seiner Frau in den Sudan und dann machten sie sich gemeinsam auf den gefährlichen Weg nach Europa. Irgendwie schafften sie es über das Mittelmeer nach Nürnberg. Oft erzählten sie mir von ihrem Zuhause und der Situation in Äthiopien wenn ich bei ihnen war und boten mir eine Tasse Kaffee an, auf äthiopische Weise gebraut. Damals habe ich oft gedacht, wie unfair es ist, dass diese Familie ihr Land verlassen musste, auf dem sie seit Jahrzehnten Kaffee anbaute, nur weil Investor*innen ihre Gewinne steigern wollen. Aber natürlich muss der Kaffee, den wir jeden Tag trinken und ohne den „wir nicht leben könnten” irgendwo produziert werden … und wenn Konsument*innen billigen und immer verfügbaren Kaffee haben möchten, muss dieser eben auch billig und in großen Mengen hergestellt werden. Ich bin mir nicht sicher ob die meisten Kaffeetrinker*innen überhaupt von den stattfindenden Landkonflikten wissen. Dieser Kampf trat in meinen persönlichen Alltag jedenfalls plötzlich ein als ich mich mit der wunderbaren Familie anfreundete und Anteil an ihrem Leben nehmen durfte. Ich wünschte, das Schicksal dieser Familie und anderer Menschen auf der Flucht, die ihre Lebensgrundlage verloren haben und fliehen mussten, würde von Kaffeetrinker*innen bei Diskussionen um „Recht auf Asyl” und „Fluchtursachen” in Zeiten der „Flüchtlingskrise” öfters berücksichtigt werden. Denn die Erde ist rund und unser Handeln hat Auswirkungen auf andere Menschen und Länder.

Natürlich ist die Situation in Äthiopien viel komplizierter, da auch ethnische Konflikte eine gewisse Rolle spielen. Die Oromo, die größte ethnische Gruppe in Äthiopien, fordern die Selbstverwaltung, oder sogar die Unabhängigkeit von Äthiopien, da sie viele jahrzehntelang von der Regierung unterdrückt und benachteiligt wurden. Wie dem auch sei, die Landfrage ist und bleibt eine der drängendsten Fragen des Landes, besonders weil der Zugang zu Land die Lebensgrundlage für so viele Menschen ist. Und darum sollten Kaffeetrinker*innen wissen, was in den Kaffee produzierenden Ländern passiert. Weitere Informationen zur Situation in Äthiopien und besonders zu den Landkonflikten um Addis Abeba finden sich in dem Artikel Ethiopians talk of violent intimidation as their land is earmarked for foreign investors (auf Englisch).

Ich persönlich trinke auch hin und wieder Kaffee, achte dann jedoch darauf, möglichst fair gehandelten Kaffee zu kaufen und durch die Recherche für diesen Artikel genieße ich jede Tasse noch viel mehr, da mir noch bewusster wurde, wie viel Mühe und Arbeit die Produktion einer einzigen Tasse macht. Für mich ist Kaffee ein Luxusgetränk, das ich gerne — gemäß der viele jahrhunderte alten Tradition — mit Freund*innen in einem Kaffeehaus genieße und für dessen Herstellung ich sehr dankbar bin.

Quellenverzeichnis

CBC Why Canadians drink more coffee than most people in the world, Sophia Harris (cbc.ca, 05.09.2016)

Ethiopia: the origin of coffee, Professor Nkiru Nzegwu (africaresource.com)

Coffee, Nathan Myhrvold (britannica.com)

Coffee basics: the difference between arabica and robusta, Faith Durand (thekitchn.com, updated 2018)

Die Deutschen lieben ihren Filterkaffee, Anne-Christin Sievers (faz.net, aktualisiert 16.06.2017)

Diese Fakten verändern Ihren Blick auf Kaffee, Jonas Fehling (focus.de, 10.06.2014)

Coffee prices — 45 years historical chart (macrotrends.net)

How climate change will brew a bad-tasting, expensive cup of coffee, Damian Carrington (The guardian, 2014)

The water footprint assessment manual — setting the global standard (PDF), Hoekstra, Chapagain, Aldaya and Mekonnen (Water Footprint Network, 2011)

Water footprints of nations — Volume 1: Main Report (PDF), Chapagain and Hoekstra, (UNESCO-IHE, 2004)

A Film About Coffee, Dalia Burde and Brandon Loper (Avocados and Coconuts, 2014)

What is a value chain analysis?, Kayla Harrison (businessnewsdaily.com, 18.09.2018)

Alles über Kaffee (PDF), Eine Welt Laden Weißwasser (eineweltladen.info)

The global coffee crisis: a threat to sustainable development (PDF), Néstor Osorio (ico.org, 2002)

Farmworkers left behind: the human cost of coffee production, Miguel Zamora (dailycoffeenews.com, 17.07.2013)

With coffee, the price of individualism can be high, Oliver Strand (nytimes.com, February 7, 2012)

Die teuerste Art, Kaffee zu trinken — Wissen Sie, wie viel Sie bei Kaffeekapseln für den Kaffee zahlen? (focus.de, 11.12.2014)

Fair Trade and principles of Fair Trade (fairtradevancouver.ca)

Das Herz verlangt weder nach Kaffee noch Kaffeehäusern. Das Herz möchte einen Freund. Kaffee ist nur die Ausrede. (Türkisches Sprichwort)

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